Der nchfolgende Artikel gibt ebenso wie besonders die Publikation
"Krippenfiguren von Josef Klampfer"
von Frau Dr. Ernestine Hutter einen
guten Einblick in Leben und Wirken des Künstlers. Daten: * 7. November 1892 in
Schleedorf † 19. Mai 1962 in Salzburg
Nachruf in der Verbandszeitung "Der Krippenfreund"
Nr.: 178 vom Dezember 1962
Mit freundlicher Genehmigung des Österr. Verbandes der
Krippenfreunde.
Sillgasse 5/II
A-6030 Innsbruck
Am 21. Mai d. J. wurde im
St.-Peter-Friedhof zu Salzburg unser
hochverdienter Krippenfreund Josef Klampfer im Alter von 69 Jahren zu Grabe
getragen. Ein langes und schmerzhaftes Leiden hat im letzten Jahr seine
körperlichen Kräfte, die ihm nach seiner schweren Rückgradverletzung im
ersten Weltkrieg noch verblieben waren, völlig aufgerieben und den sonst so
wohlgemuten und schaffensfreudigen Mann zum Heimgang bereit gemacht. Ein
Jahr vorher war ihm seine Frau, die er jahrelang in ihrer Krankheit gepflegt
hatte, im Tode vorangegangen.
Mit Klampfer haben die Salzburger Krippenfreunde einen unablässigen Förderer
des Krippenwesens verloren, der jede sich bietende Gelegenheit zur Belebung
des Krippengedankens wahrnahm und nach dem letzten Kriege darauf drängte,
daß die Tätigkeit des Salzburger Krippenvereines, die durch die Ungunst der
Verhältnisse unterbrochen worden war, im Rahmen des Verbandes der
Krippenfreunde Österreichs wieder aufgenommen wurde.
Was aber den Namen Klampfer in weiten Kreisen der Krippenfreunde über
Salzburg hinaus bekannt machte und ihm viele Verehrer zuführte, waren seine
Krippen. Seit 1921, nachdem er als Schwerinvalide aus dem Kriege
zurückgekehrt war und von dem Salzburger Wachspossierer und Krippenbauer
Theodor Pfitzer die erste Anleitung zum Krippenbau erhalten hatte, war
Klampfer bis zu seiner letzten Krankheit unermüdlich mit Krippenarbeiten -
Neubauten und Restaurierungen - beschäftigt, und zwar nicht bloß um
Weihnachten, sondern zu jeder Jahreszeit, jahraus, jahrein. Er war ständig
mit Aufträgen überhäuft und darf ruhig zu unseren fleißigsten
Krippenschnitzern gerechnet werden. VVie viele fertige Krippen und
Einzelfiguren in dieser langen Zeit seine Wohnung verlassen haben, die
zugleich auch seine Werkstätte war, das konnte er selber nicht mehr angeben.
Wenn davon die Rede war, machte er eine Geste mit der Hand, die besagte:
weiß Gott _ _ weitherum! In Anerkennung seiner Verdienste hat ihn der
Verband der Krippenfreunde im Jahre 1955 anläßlich der
Landeskrippenausstellung in Salzburg zum Ehrenmitglied ernannt.
Klampfers Schaffen ist wesentlich bestimmt durch die Tatsache, daß das
Krippenbauen nicht sein Brotberuf war, sondern, wie auch bei den meisten
anderen Krippenkünstlern, seine persönliche „Leidenschaft", die er
allerdings mit Ernst betrieben und zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. Er
ist nie durch eine Fachschule gegangen, sondern hat überall dort gelernt und
seine Anregungen empfangen, wo ihm eine schöne Krippe oder eine wohlgeformte
Krippenfigur begegnet ist. Besonders schätzte er nach Pfister, wie aus seinen
Gesprächen zu erkennen war, den Haller Meister Josef Bachlechner und den
Wörgler Krippenvater Johann Seisl. Aber er hat sich dennoch sehr bald schon
seinen eigenen Stil erworben, der die Klampfer-Krippen meist schon auf den
ersten Blick als solche erkennen läßt. So einfach, natürlich und unbeschwert
fromm wie er selber war, so sind auch seine Krippen. Am liebsten baute er
kleine und mittlere Stallkrippen, die er zur Gänze aus Holz schnitzte und
meist mit einem romantischen Gemäuer und einer figurenreichen Geburtskrippe
ausstattete. Vielfach ist als Rahmen auch etwas von Bethlehem zu sehen,
wobei allerdings die Vorliebe für heimatliche Motive unverkennbar ist. Von
seinen größeren Krippen befindet sich u. a. eine in der Kirche seines
Geburtsortes Schleedorf im Flachgau und eine andere in der Michaelikirche
gegenüber dem Glockenspiel in Salzburg. Die letzte schuf er zusammen mit
seinem Krippenfreund Br. Pius Hochreiter vom Erzstift St. Peter, und ist
wohl jenes Werk, das am deutlichsten die Eigenart dieser beiden Salzburger
Krippenkiinstler zum Ausdruck bringt. Klampfer hat seine Arbeiten immer auch
selber gefafit, und hat dabei in seiner friiheren Schaffensperiode mit Farbe
nicht gcspart. Erst spätcr ging er dazu iiber, alles so zu belassen, wie er
es aus dem Holze herausgeholt hatte.
In der Öffentlichkeit ist Klampfer nie hervorgetreten. Normalerweise war er
überhaupt nur bei einem gelegentlichen Spaziergang oder auf dem Kirchweg
nach Loretto zu sehen, weil er ja auf zwei Kriicken angewiesen war. Seine
Welt war seine Parterre-Wohnung in der Paracelsusstrafie 12. Dort wurde
geschnitzt und gemalt, dort standen auf Tischen und Fensterbrettern die
fertigen und in Arbeit befindlichen Krippen herum, dort war der Trefipunkt
der Aspiranten für eine neue Krippe, dort
wurde auch so manchcs Mitglied fiir den Verband der Krippenfreunde geworben,
denn Klampfer knüpfte seine Zusage für eine neue Krippe regelmäßig an die
Bedingung, daß man Mitglied dieser Vereinigung ist. Übrigens waren in seiner
Wohnung neben den Krippen und dem aufgestapelten Lesematerial auch
verschiedene andere Kostbarkeiten zu sehen, die von der Kunstbeflissenheit
dieses bescheidenen Mannes Zeugnis ablegten.
Die Bedeutung von Klampfers Werk läßt sich heute noch nicht endgiiltig
üerblicken; aber so viel steht fest, daß die Klampfer-Krippen im
Salzburgischen und im angrenzenden Oberösterreich einen guten Namen haben.
Den Salzburger Krippenfreunden aber ist durch seinen Tod die Aufgabe
erwachsen, sein Werk in Evidenz zu bekommen und seinem Namen ein ehrendes
Gedenken zu bewahren.
Das Klampfergrab befindet sich am Fuße der Mönchsberg-Katakombe, die der
Michaeli-Krippe zum Hintergrund gegeben wurde. Dort harrt der Kriegsinvalide
und Krippenkünstler Josef Klampfer mit seiner Frau Maria, die ihm immer
eine treue Wegbegleiterin und eine verständnisvolle Helferin bei der
Krippenarbeit gewesen war, in ewigem Weihnachtsfrieden der Wiederkunft des
Herrn entgegen.